SEHAG-Geländetreffen im Kaunertal 28.-30.6.2023

Florian Haas floating on his Zodiac on the Gepatsch reservoir. The boad is equipped with our new NORBIT multibeam echosounder for surveying the bathymetry of the lake.

Die Mitglieder der SEHAG-Forschungsgruppe trafen sich zum diesjährigen Geländemeeting im Kaunertal.

Nachdem die verschiedenen Arbeitsgruppen am Mittag des 28. Juni an der gemeinsamen Unterkunft angelangt waren, ging es zunächst um Wartungsarbeiten an der Klimastation, die auch zu Diskussionen der Vegetationsentwicklung und der Formungsdynamik auf den rechtsseitigen Lateralmoränen des Gepatschferners genutzt wurden. Parallel beflogen Mitglieder der Eichstätter Arbeitsgruppe das Fernergrieß mit der neuen RTK-Drohne, um die Basis für neue Kartierungen und Digitale Höhenmodelle in diesem Teilgebiet zu legen.

Am zweiten Tag traf sich die Gruppe mit Dr. Johannes Schöber von der TIWAG, der uns die Messeinrichtungen am Pegel Gepatschalm zeigte, und dem wir uns zu den Forschungsarbeiten im SEHAG-Projekt austauschten.

Von besonderem Interesse waren dann die ersten Testmessungen mit dem neuen NORBIT-Fächerecholot der Eichstätter Arbeitsgruppe. Dieses war mit der zweiten Phase der SEHAG-Forschungsgruppe erfolgreich beantragt und beschafft worden, um die Tiefe und die Beschaffenheit eines See- oder Meeresgrundes oder eines Flussbetts mit hoher Auflösung und Genauigkeit bestimmen zu können. Der Testmessung vorausgegangen waren aufwändige Vorbereitungsarbeiten wie der Bau von Halterungen und die Zusammenstellung der Technik für die genaue Lokalisierung der Messeinrichtung mittels GPS und Inertialsensoren. Florian Haas, der all diese Arbeiten in den vergangenen Wochen durchgeführt hatte, ließ am Morgen des 30. Juni das Schlauchboot zu Wasser. Die Testmessung war erfolgreich, wie der erste Blick auf die Daten zeigte. Wie die Punktwolken aus der luftgestützten LiDAR-Vermessung müssen diese nun noch prozessiert werden, bis wir zum ersten Mal ein detailliertes Unterwasser-Geländemodell betrachten und analysieren können. In Kombination mit der Geländeoberfläche vor Bau des Gepatschstausees ermöglichen diese Daten beispielsweise die Quantifizierung des Sedimentvolumens, was sich seit Inbetriebnahme im See abgelagert hat, und der durchschnittlichen jährlichen Sedimentfracht aus dem Einzugsgebiet, in dem die Teilprojekte der SEHAG-Forschungsgruppe die Klimawandelfolgen detektieren, verstehen und in Zukunft auch prognostizieren wollen.

Der zweite Tag wurde zudem noch für Installations- und Reparaturarbeiten an den hydrologischen Messeinrichtungen des Münchener SEHAG-Teilprojekts sowie für einen Besuch der Gletscherstirn des Gepatschferners genutzt. Immer wieder zeigt sich, dass die Kartierungen und Modellierungen am besten mit Geländebefunden ergänzt werden sollten…

Am letzten Tag zog man sich wetterbedingt in den Gruppenraum des Hotels zurück und besprach die anstehenden Geländearbeiten, zukünftige Treffen sowie das Vorhaben, die Hauptergebnisse der SEHAG-Forschungsgruppe in einer open-access-Veröffentlichung zu publizieren.

Wie verändert sich die Hochgebirgslandschaft durch die Gletscherschmelze bis 2050?

Im März fanden im Rahmen des Forschungsprojektes SEHAG Geländearbeiten am Weisssee-, Gepatsch-, Zufall- und Fürkeleferner im Kaunertal und Martelltal statt. Ziel war es die Topographie unter den Gletschern zu erfassen, um bereits heute ein Bild der zukünftigen Gebirgslandschaft zu erhalten. Wissenschaftler/-innen der KU Eichstätt-Ingolstadt, dem Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW, Kay Helfricht und Martin Stocker-Waldhuber) und vom Institut für Alpine Umwelt an Eurac Research führten dafür gemeinsam Georadar-Messungen und terrestrische Laserscan-Aufnahmen vor Ort durch. Die beteiligten Personen und das Material wurden auf Grund der abgelegenen Lage und des großen Gewichtes per Helikopter an den Messstandort geflogen. Es wurde der Bereich vermessen, der bis 2050 vermutlich eisfrei sein wird. Die Daten helfen den Wissenschaftler/-innen die in Zukunft stattfindenden Prozesse zu modellieren und bessere Prognosen erstellen zu können.


Vegetationsaufnahmen Grastal 2020: gestörte vs. ungestörte Flächen

Im äußeren und inneren Grastal (Horlachtal, Tirol) wurden im Sommer 2020 Vegetationsaufnahmen an ungestörten und durch Murabgänge (in verschiedenen Jahren) gestörten Flächen im Anriss- und Ablagerungsbereich durchgeführt. Die Muren wurden von Jakob Rom kartiert.

Abb. 1: A) ungestörte Fläche und B) gestörte Fläche im Akkumulationsbereich äußeres Grastal. Photos: Katharina Ramskogler.

Abb. 2: A) ungestörte Fläche und B) gestörte Fläche im Akkumulationsbereich inneres Grastal. Photos: Katharina Ramskogler.

Abb. 3: A) ungestörte und B) gestörte Fläche im Anrissbereich äußeres Grastal. Photos: Katharina Ramskogler.

Abb. 4: A) ungestörte und B) gestörte Fläche im Anrissbereich inneres Grastal. Photos: Katharina Ramskogler.

Höhengradient im Gebiet Innere Ölgrube (Kaunertal) 2020

Im Kaunertal, im Bereich des Blockgletschers Innere Ölgrube wurden im Sommer 2020 Vegetationsaufnahmen von der Waldgrenze (2135 m) bis in die subnivale Sture (2730 m) durchgeführt. Gestörte und ungestörte Flächen wurden verglichen. In 10 cm Bodentiefe erfolgten Temperatur- und Wasserpotentialmessungen.

Abb. 1: Fläche für Vegetationsaufnahme oberhalb der Waldgrenze (2245 m). Photo: Katharina Ramskogler.

Abb. 2: A) ungestörte und B) morphodynamisch gestörte Fläche am oberen Ende des Transektes Innere Ölgrube. Photos: Katharina Ramskogler.

Abb. 3: Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis). Photo: Elias Nitz

Rasche Besiedelung im Gletschervorfeld

Oft täuscht der erste Eindruck: rezent eisfreie Flächen sind nicht lebensfeindlich. Sobald der Gletscher neue Flächen freigegeben hat (Abb. 1), kann man die ersten Pflanzen, wie zum Beispiel das Alpen-Rispengras (Poa alpina, Abb. 2) oder auch den Gegenblatt-Steinbrech (Saxifraga oppositifolia, Abb. 3) und den Bach-Steinbrech (Saxifraga aizoides, Abb. 4) entdecken.

Abb. 1: Fläche, die erst seit einem Jahr eisfrei ist, Photo: Katharina Ramskogler.
Abb. 2: Alpen-Rispengras (Poa alpina), Photo: Katharina Ramskogler.
Abb. 3: Gegenblatt-Steinbrech Saxifraga oppositifolia), Photo: Katharina Ramskogler.
Abb. 4: Keimling eines Bach-Steinbrechs (Saxifraga aizoides), Photo: Katharina Ramskogler.

Nachstellen historischer Photos macht den Wandel greifbar

Historische Photos ermöglichen eine Reise in die Vergangenheit, die wertvolle Befunde zur Bearbeitung der Projektziele liefern kann. Der erste Schritt zur Analyse eines eingescannten Photos ist die Orientierung; mithilfe eines digitalen Geländemodells wird unter anderem der Standort und die Blickrichtung des Photographen ermittelt (mehr dazu hier). Unsere Projektmitarbeiter suchen diese Standorte auf, um den heutigen Zustand der Landschaft so zu dokumentieren, dass er mit der jeweiligen historischen Photographie optimal verglichen werden kann. Die Ergebnisse beeindrucken….

Der folgende Bildvergleich zeigt ein historisches Bild des Gepatschferners, das ca. 1920 aufgenommen wurde (Quelle: M. Frey); Moritz Altmann hat 2019 von der rückgerechneten Position des damaligen Photographen aus ein Vergleichsbild gemacht:

[twenty20 img1=”388″ img2=”387″ direction=”vertical” offset=”0.5″ align=”none” width=”100%” before=”Kaunertal: Gepatschferner / Fernergrieß ca. 1920 (Quelle: M. Frey)” after=”Kaunertal: Gepatschferner / Fernergrieß 2019 (Quelle: M. Altmann)” hover=”true”]

Zusätzliche Informationen: Ein kanadisches Forschungsprojekt dokumentiert auf diese Weise den Wandel der Gebirgslandschaften in den Rocky Mountains: http://mountainlegacy.ca

Heli-Befliegung Horlachtal und Martelltal erfolgreich

Florian Haas und ein Team von der KU Eichstätt-Ingolstadt haben mit unserem mobilen Laserscanner an der Schnauze eines gemieteten Helikopters am 8./9. August erfolgreich eine Befliegung der Untersuchungsgebiete Horlachtal und Martelltal durchgeführt. Die aufgenommenen Daten – Photos und hunderte Millionen vermessene Punkte – werden nun in Eichstätt und an der TU Wien bearbeitet, damit sie voraussichtlich noch in diesem Jahr für die Arbeitsgruppen des SEHAG-Projekts für Auswertungen zur Verfügung stehen.

Der Helikopter mit dem montierten Laserscanner beim Start zur Befliegung des Horlachtals. Video: Moritz Altmann
Der Helikopter über dem Vorfeld der schmelzenden Gletscher des Martelltals. Wie stark werden die Veränderungen im Vergleich zu früher (2006? 1954? 1850?) sein ? Photo: M. Altmann

Drohnenbefliegung Kaunertal im Video

Begleiten Sie ein Eichstätter SEHAG-Team auf seinem Weg durch das Kaunertal. Ziel war eine Ufermoräne, von der aus eine Drohnenbefliegung gestartet wurde. Die Bilder dienen der Erstellung von Orthophotos (zur Kartierung z.B. der aktuellen Bachläufe) und digitalen Höhenmodellen (zur Messung von Veränderungen seit der letzten Vermessung). Manuel Stark hat die Befliegung gemeinsam mit Livia Piermattei durchgeführt und hat uns dankenswerterweise ein Video produziert:

Erstes gemeinsames Geländetreffen im Kaunertal

Bildunterschrift Bildunterschrift

Vom 1.-3. Juli 2019 fand ein Treffen aller SEHAG-Arbeitsgruppen im Kaunertal statt. Gemeinsam wurden vor Ort Testflächen bestimmt, auf denen verschiedene Gruppen die Wechselwirkungen verschiedener Prozesse erforschen werden. Es wurden auch Messeinrichtungen wie Abflusspegel und eine Wetterstation installiert, die für die Arbeiten während der Projektlaufzeit von großer Bedeutung sind. Die Abende wurden zum Kennenlernen der ProjektteilnehmerInnen und für die Koordination der anstehenden Geländesaison genutzt.

Dieses Bild verdeutlicht das massive Abschmelzen des Gepatschferners in den letzten Jahren. Nahe dem Ort, an dem dieses Photo Anfang Juli 2019 entstand, wurden im Jahr 2012 noch Laserscans für das PROSA-Projekt angefertigt – AUF der Gletscherzunge…

Vermessung des Deltas im Kaunertalspeicher

Jedes Frühjahr wird der Seespiegel des Kaunertalspeichers abgesenkt, um Platz für das Schmelzwasser zu schaffen. Dies ermöglicht einen Blick auf den Boden des Sees, insbesondere dort, wo die Fagge hineinfließt; dort wird die Sedimentfracht des Flusses abgelagert, die er von den Gletschen, Hängen und Nebenbächen des Einzugsgebietes herantransportiert. Das entstehende Delta wurde – in Fortsetzung bestehender Datenreihen – im Juni 2019 erneut mithilfe eines Laserscanners vermessen, der in kurzer Zeit sehr viele Punkte einmessen kann. Im Vergleich zu früheren Aufnahmen und insbesondere zur Topographie vor Errichtung der Talsperre kann das Sediment-Volumen, das seitdem aus dem Einzugsgebiet geliefert wurde, quantitativ bestimmt werden.

Sedimentablagerungen im Mündungsbereich der Fagge in den Gepatschspeicher bei abgesenktem Seespiegel, Juni 2019 (Photo: M. Altmann)