In their research, members of the SEHAG research unit are investigating the manifestations of climate change in the Alps since the end of the “Little Ice Age” and its consequences for water balance, vegetation and the shaping of landforms. Recently, Ben Marzeion and Florian Haas, project leaders of subprojects 1 (climate and glaciers) and 3 (geomorphological processes on hillslopes), respectively, were interviewed by the authors of the ARTE documentary series “42 – the answer to almost everything”.
Together with glaciologist Angelika Humbert (Alfred Wegener Institute), they explain the findings of science around the formation and properties of glaciers and their response to climate change. A good example of science communication, in our opinion!
In der Forschung beschäftigen sich die Forschenden im SEHAG-Projekt mit den Ausprägungen des Klimawandels in den Alpen seit dem Ende der “Kleinen Eiszeit” und seinen Folgen für Wasserhaushalt, Vegetation und die Formung der Landschaft. Die Projektleiter der Teilprojekte 1 (Klima und Gletscher) und 3 (Geomorphologische Prozesse an Hängen), Ben Marzeion und Florian Haas, wurden von den AutorInnen der Wissens-Dokumentationsreihe “42 – die Antwort auf fast alles” des Senders ARTE befragt.
Gemeinsam mit der Glaziologin Angelika Humbert (Alfred-Wegener-Institut) erläutern sie anschaulich die Erkenntnisse der Wissenschaft rund um die Entstehung und Eigenschaften von Gletschern und deren Reaktion auf den Klimawandel. Ein gelungenes Beispiel für Wissenschaftskommunikation, wie wir meinen!
The members of the SEHAG research group met for this year’s field meeting in the Kaunertal valley.
After the working groups arrived at the common accommodation at noon on June 28, the first task was maintenance work on the climate station. The time was also used to discuss vegetation development and formation dynamics on the right lateral moraines of the Gepatschferner glacier. In parallel, members of the Eichstätt working group acquired aerial imagery of the Fernergrieß with the new RTK drone; the images will be used for new mapping and digital elevation models in this subarea.
On the second day, the group met Dr. Johannes Schöber from TIWAG, who showed us the measuring equipment at the Gepatschalm gauge, and with whom we exchanged views on the research work in the SEHAG project.
Everybody was then excited to witness the first test measurements with the new NORBIT multibeam echo sounder of the Eichstätt working group. This had been successfully applied for and purchased with the second phase of SEHAG in order to be able to determine the depth and characteristics of a lake or sea bed or of a river bed with high resolution and accuracy. The test measurement was preceded by extensive preparatory work such as the construction of mounts and the assembly of the technology for the precise localization of the measuring equipment using GPS and inertial sensors. Florian Haas, who had carried out all this work over the past weeks, launched the inflatable boat on the morning of June 30. The test measurement was successful, as the first look at the data showed. Like the point clouds from the airborne LiDAR survey, these now need to be processed until we can view and analyze a detailed underwater terrain model. In combination with the terrain surface before the construction of the Gepatschstausee, these data will allow, for example, the quantification of the sediment volume deposited in the lake since commissioning of the dam, and the average annual sediment load from the catchment area, where the subprojects of the SEHAG research group want to detect, understand and in the future also predict climate change impacts.
The second day was also used for installation and maintenance work on the hydrological measuring equipment of the Munich SEHAG subproject and for a visit to the glacier front of the Gepatschferner. Again and again it becomes apparent that mapping and modeling should best be complemented with terrain observations…
On the last day, due to the weather, the group retreated to the meeting room at the hotel and discussed the upcoming field work, future meetings and the plan to publish the main results of the SEHAG research group in an open-access publication.
Die Mitglieder der SEHAG-Forschungsgruppe trafen sich zum diesjährigen Geländemeeting im Kaunertal.
Nachdem die verschiedenen Arbeitsgruppen am Mittag des 28. Juni an der gemeinsamen Unterkunft angelangt waren, ging es zunächst um Wartungsarbeiten an der Klimastation, die auch zu Diskussionen der Vegetationsentwicklung und der Formungsdynamik auf den rechtsseitigen Lateralmoränen des Gepatschferners genutzt wurden. Parallel beflogen Mitglieder der Eichstätter Arbeitsgruppe das Fernergrieß mit der neuen RTK-Drohne, um die Basis für neue Kartierungen und Digitale Höhenmodelle in diesem Teilgebiet zu legen.
Am zweiten Tag traf sich die Gruppe mit Dr. Johannes Schöber von der TIWAG, der uns die Messeinrichtungen am Pegel Gepatschalm zeigte, und dem wir uns zu den Forschungsarbeiten im SEHAG-Projekt austauschten.
Von besonderem Interesse waren dann die ersten Testmessungen mit dem neuen NORBIT-Fächerecholot der Eichstätter Arbeitsgruppe. Dieses war mit der zweiten Phase der SEHAG-Forschungsgruppe erfolgreich beantragt und beschafft worden, um die Tiefe und die Beschaffenheit eines See- oder Meeresgrundes oder eines Flussbetts mit hoher Auflösung und Genauigkeit bestimmen zu können. Der Testmessung vorausgegangen waren aufwändige Vorbereitungsarbeiten wie der Bau von Halterungen und die Zusammenstellung der Technik für die genaue Lokalisierung der Messeinrichtung mittels GPS und Inertialsensoren. Florian Haas, der all diese Arbeiten in den vergangenen Wochen durchgeführt hatte, ließ am Morgen des 30. Juni das Schlauchboot zu Wasser. Die Testmessung war erfolgreich, wie der erste Blick auf die Daten zeigte. Wie die Punktwolken aus der luftgestützten LiDAR-Vermessung müssen diese nun noch prozessiert werden, bis wir zum ersten Mal ein detailliertes Unterwasser-Geländemodell betrachten und analysieren können. In Kombination mit der Geländeoberfläche vor Bau des Gepatschstausees ermöglichen diese Daten beispielsweise die Quantifizierung des Sedimentvolumens, was sich seit Inbetriebnahme im See abgelagert hat, und der durchschnittlichen jährlichen Sedimentfracht aus dem Einzugsgebiet, in dem die Teilprojekte der SEHAG-Forschungsgruppe die Klimawandelfolgen detektieren, verstehen und in Zukunft auch prognostizieren wollen.
Der zweite Tag wurde zudem noch für Installations- und Reparaturarbeiten an den hydrologischen Messeinrichtungen des Münchener SEHAG-Teilprojekts sowie für einen Besuch der Gletscherstirn des Gepatschferners genutzt. Immer wieder zeigt sich, dass die Kartierungen und Modellierungen am besten mit Geländebefunden ergänzt werden sollten…
Am letzten Tag zog man sich wetterbedingt in den Gruppenraum des Hotels zurück und besprach die anstehenden Geländearbeiten, zukünftige Treffen sowie das Vorhaben, die Hauptergebnisse der SEHAG-Forschungsgruppe in einer open-access-Veröffentlichung zu publizieren.
Die ZDF-Autoren Stefan Leifert und Nicolai Piechota haben ein Team des Lehrstuhls für Physische Geographie bei TLS-Messungen auf dem Gepatschferner begleitet. Mit dem Hubschrauber wurden Florian Haas (Leiter des Teilprojekts 3 im SEHAG-Projekt) und Manuel Stark, die Ausrüstung und das Fernsehteam auf dem schmelzenden Gletscher abgesetzt. Während die Zeichen der in diesem Jahr aufgrund geringer winterlicher Schneefälle und sommerlicher Hitze besonders intensiven Gletscherschmelze überall sicht- und hörbar waren, nahmen die Forschenden mit dem Terrestrischen Laserscanner angrenzende Hänge auf. Die Messungen ermöglichen die Analyse von Hanginstabilitäten und Massenbewegungen in den Felswänden, an deren Basis sich seit Jahrzehnten immer weniger Gletschereis befindet – eine Entwicklung mit zunehmender Geschwindigkeit, wie die Wissenschaftler betonten. Sie zeigten sich betroffen von der Intensität der klimawandelbedingten Veränderungen und ihren Folgen für heutige und folgende Generationen. Verdeutlicht wurden die Veränderungen auch mithilfe orientierter historischer Photographien im Vergleich zur aktuellen Situation.
Aus den Aufnahmen und Interviews entstand ein Beitrag im Heute Journal am 26. Juli sowie ein Teil eines längeren Dokumentarfilms über die Alpen im Rahmen der Reihe „Gebirgswelten“, der am 28. Juli ausgestrahlt wurde (Link zum Beitrag in der ZDF-Mediathek).
Die KU Eichstätt-Ingolstadt hat während der Vorbereitung und Durchführung der Dreharbeiten einen eigenen Film gedreht, der die wissenschaftliche Zielsetzung der Messungen im Rahmen des SEHAG-Projekts deutlich macht:
Our follow-up applications were successful ! SEHAG is going to continue research for the next three years. During the second phase of our project, we will not only further improve our knowledge and understanding of past geosystem changes but will also focus on the future (until the year 2050). For both aims, we will utilise computer models, not only regarding meteorological forcing (for the reconstruction of past climate and projections of future development, depending on emission scenarios) but also regarding glacier melt, runoff formation, evolution of landforms and vegetation.
Unsere Anträge auf Verlängerung der Arbeiten der Forschungsgruppe um weitere drei Jahre waren erfolgreich ! In der zweiten Phase der Forschungsarbeiten werden wir nicht nur die bisherigen Erkenntnisse zu den Veränderungen in der Vergangenheit weiter vervollständigen, sondern auch die nähere Zukunft bis zum Jahr 2050 in den Blick nehmen. Für beide Ziele werden wir Rechenmodelle zur Hilfe nehmen, nicht nur im Hinblick auf das Klima (Rekonstruktion der Vergangenheit, Projektion der zukünftigen Entwicklung in Abhängigkeit von den Emissionsszenarien), sondern auch für die Gletscherschmelze, die Abflussbildung, Formungsprozesse und die Vegetationsentwicklung.
Am Samstag, dem 9. November 2019 wird im Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks in der Sendung “Gut zu Wissen” ein Beitrag über das SEHAG-Forschungsprojekt ausgestrahlt. Gezeigt werden die Laserscan-Aufnahme des Martelltals, die Archivrecherche nach historischen Photographien sowie Interviews mit Michael Becht und Florian Haas.
Historische Photos ermöglichen eine Reise in die Vergangenheit, die wertvolle Befunde zur Bearbeitung der Projektziele liefern kann. Der erste Schritt zur Analyse eines eingescannten Photos ist die Orientierung; mithilfe eines digitalen Geländemodells wird unter anderem der Standort und die Blickrichtung des Photographen ermittelt (mehr dazu hier). Unsere Projektmitarbeiter suchen diese Standorte auf, um den heutigen Zustand der Landschaft so zu dokumentieren, dass er mit der jeweiligen historischen Photographie optimal verglichen werden kann. Die Ergebnisse beeindrucken….
Der folgende Bildvergleich zeigt ein historisches Bild des Gepatschferners, das ca. 1920 aufgenommen wurde (Quelle: M. Frey); Moritz Altmann hat 2019 von der rückgerechneten Position des damaligen Photographen aus ein Vergleichsbild gemacht:
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Zusätzliche Informationen: Ein kanadisches Forschungsprojekt dokumentiert auf diese Weise den Wandel der Gebirgslandschaften in den Rocky Mountains: http://mountainlegacy.ca
Die Süddeutsche Zeitung berichtet über das Forschungsprojekt – “Aufhänger” für die Geschichte ist die Befliegung des Horlachtals mit einem Helikopter, an den der mobile Laserscanner des Lehrstuhls für Physische Geographie der KU Eichstätt-Ingolstadt montiert ist. Ziel der Befliegung: Die hochauflösende und hochgenaue Vermessung der Oberfläche mithilfe eines digitalen Höhenmodells als Grundlage für weitere Auswertungen, insbesondere für Vergleichsmessungen in der Vergangenheit und Zukunft.